Im Gerippe
der Frühlingsbäume
der gebogene Hals
einer Laterne.
Lyrisches Portrait I. – Die Wartende
Schiele
Ein junger Magier,
der den Tod
so liebt wie
das Leben:
Wie seine Finger sich
zu Gittern spannen,
als verschränkten sich
Wille und Skepsis darin.
Wie sie sich stützen
und einander beugen!
Doch wohin sie auch zeigen,
ihr Fluchtpunkt sind die Augen.
(Cesky Krumlov)
Erde
Die Erde schmeckt nicht mehr
mein Freund
kein Salz, kein Honig
kein Kraut, kein Wein
Sie zergeht nicht mehr
auf der Zunge
stecken bleibt sie im Hals
ersticken
ersticken werden wir an ihr
so sehr wir auch
schlucken
und
schlucken
(Assiniboine III.)
Teer
Schlaf raubt Kraft
Wasser nimmt Schutz
Teer schenkt falschen Atem
In den Morgen Kummer fließt
Bruder schippt und schippt und schippt:
Teer bleibt haften
Bedeckt schwarz die Zeit
keine Freundschaft bleibt
Nur Teer am Spaten.
(Assiniboine I.)
Schlamm
Auf der Flucht
über den Fluss
dein Fuß, dein Fuß
im Schlamm
Hoch am Bein
kriecht der Schlamm
er schlammt dich ein
auf der Flucht
durch den Fluss.
(Assiniboine II.)
Gelände
Am Rande der Stadt
die Schrebergärten
die Tankstellen
und Werkstätten
dort, im Gestrüpp
um das sich niemand
kümmert
verliert die Zeit
ihr Maß
Sie teilt sich nicht
setzt sich nicht fort
verharrt
und wartet ab
die kommenden Verbrechen
Geduldig und
siegesgewiss
hält sie an
lauert
stockt
bis die ersten
Schüsse fallen
Gegen das Verhängnis
Am 19. Februar jährt sich der Tod René Chars zum dreißigsten Mal. Seine Erfahrungen in der Résistance machten ihn zum Dichter der Brüderlichkeit und Freiheit. Meine Würdigung von Leben und Werk auf dem Literaturportal Bayern. Zum Essay
Für René Char (14. Juni 1907 – 19. Februar 1988)
Verlust
Mach es wie
Django Reinhardt:
Spiel mit den Fingern,
die dir bleiben.