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Transit
O Frucht des Sommers
dein Schatten ging unter
deine Ernte ward nicht eingeholt
unter blauen Tannen
warten nun die Jäger
auf des Winters schwere
Strafe
Die Kähne festgefroren auf den
alten Flüssen
doch die Transporte
rollen weiter auf dem
schwarzen Teer
den untersten Schichten
der Erde entnommen
aus dem Rücken der
Rehe geschnitten und
den Bienen geraubt
für einen Mangel
der sich nicht
verwalten lässt beim
Abschied von der Erde
Fallobst im Frühling
Der Mond torkelte über den
sternenlosen Himmel, eine
Fontäne schoss grau
aus seinem Leib, er
rauchte und verformte sich
und fiel auf die Erde
Wie Gas aus einem Ballon
entwich der Staub aus ihm
als er sich auf der Straße wandt
Da wussten wir, dass
wir uns einen neuen
Trabanten suchen mussten
Tagundnacht
Die gehässigen Krähen am Morgen
krakeelen ihre Schadenfreude
vom Dach
In der Nacht die Totenstille
nur das gelbe Blinken der Ampel
und das Klack-Klack
zur Warnung der Blinden
Ungeahntes Aufeinandertreffen
Das Gedicht steht allein
Worte, Strophen
ohne Reim, Waisenkinder
geworfen in die Zeit wie
Kieselsteine in den Fluss
eins, zwei, drei
Hinweggespült ins Tal
aufgefangen in den Reusen
in den Reusen
wo sie warten
bei den Fischen
die nach Luft japsen
Kalligraphie
Falsche Finsternis
in der ich mich
nicht mehr sah
die mir widerstand
wie eine Schrift
die nicht zu
entziffern war
Die Andere – Über Gertrud Kolmar
Unter dem Ufer
Giraffe
Im Gerippe
der Frühlingsbäume
der gebogene Hals
einer Laterne.